Mit Bescheidenheit und Leidenschaft

1. Berliner Flüchtlings-Sport-Kongress verbindet Akteure verschiedener Bereiche

Wie lebt es sich als Flüchtling in Berlin, und wie ist es eigentlich mit der Möglichkeit nach sportlicher Betätigung? Dieser Frage gingen rund 150 Teilnehmer beim 1. Berliner Flüchtlings-Sport-Kongress im Berliner Abgeordnetenhaus nach. Eingeladen hatte der Verein „Champions ohne Grenzen“, der sich um Sportmöglichkeiten für Flüchtlinge in der Hauptstadt kümmert. Ziel des Kongresses war es, Flüchtlinge, Vereine, Verbände, Politiker und Behörden zusammenzubringen, um gemeinsam über eine Erleichterung der Zugänge von Flüchtlingen zum organisierten Sport zu diskutieren. Die Abteilung Aktive Fans von Tennis Borussia (TBAF) unterstützte den Kongress und leitete einen Workshop.

In ihrer Eröffnungsrede wies die Vizepräsidentin des Bundestages Claudia Roth auf die verheerende Lage der Menschen im türkisch-syrischen Grenzgebiet hin, aus dem sie einen Tag zuvor zurückgekommen war. Sie betonte, dass der Sport für Flüchtlinge hier und dort zumindest Abwechslung vom Elend bringen könne und wünschte sich, dass DFB und DFL dem Beispiel Norwegens und Südkoreas nacheifern würden, in den überfüllten Flüchtlingslagern wenigstens einen Fußballplatz zu bauen. Roth: „Ich hoffe, dass wir auch bei unserer Flüchtlingspolitik weltmeisterlich agieren.“

Gerd Liesegang, Vizepräsident des Berliner Fußballverbandes (BFV), nahm den Ball auf und offerierte ein Minispielfeld aus Berlin. Er versprach, dass der Verband sich in der Hauptstadt für einen Abbau von Barrieren einsetzen würde und sagte den Flüchtlingen zu, ihre Anliegen im Verband zu unterstützen und vor allem für schnelle Spielberechtigungen zu sorgen. Stolz zeigte er sich über bereits vorhandene Kooperationen von Vereinen wie Hansa 07, FC Internationale, Köpenick oder Borsigwalde, die in aller Bescheidenheit, aber mit großer Leidenschaft bereits helfen würden.

In vier Workshops, einer unter Leitung von TeBe-Mitglied Christian Rudolph, wurde zusammen mit Flüchtlingen diskutiert, wie man Probleme beheben kann. Ein zentraler Punkt war die mangelnde Ausstattung mit Sportstätten vor allem im innerstädtischen Bereich. Nahezu alle Vereine benötigen außerdem mehr ehrenamtliche Kräfte, um den Flüchtlingen besser helfen zu können, gleichzeitig könnten diese auch den Vereinen helfen. Mehmet Matur und Joachim Gärtner vom BFV betonten, dass dieser keine Unterschiede zwischen Flüchtlingen und anderen Berlinern machen würde. Allerdings wünschten sie sich von den Bezirksämtern mehr Unterstützung. Ein Sprecher eines Teams von Flüchtlingen aus Afghanistan, Syrien und anderen Krisenregionen erläuterte die Odyssee auf der Suche nach Spielmöglichkeiten. Mitorganisator Gerd Thomas vom FC Internationale forderte dazu auf, ein Netzwerk zu bilden, um gemeinsam bessere Bedingungen für die Flüchtlinge zu erreichen.

Carolin Gaffron von Campions ohne Grenzen wies auf die besonderen Umstände bei weiblichen Flüchtlingen hin. Hier bedürfe es einer aktiveren Unterstützung und Animation, Sportangebote anzunehmen. In Zusammenarbeit mit TBAF bietet Champions ohne Grenzen ein spezielles Training für Frauen.
Die Vertreter von Babelsberg 03 erläuterten ihre positiven Erfahrungen mit einem Flüchtlingsteam im Verein und luden gleichzeitig für den 18.10. zur Veranstaltung „Refugees welcome“ im Karl-Liebknecht-Stadion ein. Sie forderten von allen Profivereinen und deren Fans mehr Engagement für Flüchtlinge, nicht nur mit einer Handvoll Freikarten.

Viele wichtige Punkte wurden angestoßen – trotzdem gibt es noch viel zu tun. So müssen zum Beispiel die Verbindungen zwischen Flüchtlingsheimen und Sportvereinen intensiviert werden. Aber auch der Austausch der Kongressteilnehmer untereinander sollte verbessert werden. Auch wenn das Thema vielschichtig und oftmals unübersichtlich ist – ein Anfang ist gemacht. Weitere Veranstaltungen sollen folgen.

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