30. Januar 1927. Das Spiel Berlins! Nur ein Punkt vom großen Wurf! Nur noch 1 Punkt trennt, ein kleiner Schritt zur Spitze und ein nicht größerer wieder hinab in den Abgrund. Gespielt wird gegen Hertha um das Recht, in der Finalrunde um die Berliner Meisterschaft anzutreten. Ein Punkt, der Tennis von den Weddingern trennt. Ein Punkt, den man dem Verband abgetrotzt hatte. Denn zuvor, am 21. November 1926, hatten die Veilchen die vorentscheidende Liga-Partie gegen Vorwärts 1:3 verloren, nachdem nur vier Tage vor dem Spiel sage und schreibe zehn Tennis Borussen vom Verband zu gleich zwei Repräsentativspielen berufen worden waren! TeBe legte seinen Protest gegen die Wertung des Vorwärts-Spiels ein, drohte gar mit Austritt aus dem Verband. Erfolgreich.
Um die Zuschauermenge brauchte uns bei schlechterem Wetter nicht bange zu sein. 25.000, andere Quellen sprechen von 30.000, strömen herbei, um die Muskelspielchen der beiden ewigen Kontrahenten zu sehen. Der Platz ist nass und pfützenreich. Indes das schwere Handicap durch den Boden schüchtert beide Gegner nur während der ersten fünf Minuten ein.
… man beginnt zu spielen, nach kurzen Besuchen des Gegners am Tor, fangen unsere Spieler an, die Führung zu übernehmen, starker Angriff bei starker Abwehr, gutes Arbeiten der Läuferreihen.
Lux zieht seine Runden, überall zu finden, unermüdlich, der 3. Verteidiger, der 6. Stürmer, und der scharfe Schütze. Ein ums andre Mal scheitert Kurtchen Raue am glänzend aufgelegten Hertha-Keeper Domscheidt. Doch auch Conni Patrzek muss sich beweisen und verbreitet Ruhe und Sicherheit. Obwohl nicht Zählbares im gegnerischen Netz landet, geht der erste Durchgang klar an die Lila-Weißen. Gute Kombinationen, gute Einzelleistungen, Herberger disponiert seine Angriffe gut, indessen unser Herzklopfen wird durch keinen Erfolg belohnt.
In der zweiten Häfte wollen es beide Mannschaften wissen. Es ist ein gutes Spiel, Stehvermögen, Eleganz und Sicherheit sieht man bei Serien von Kopfbällen von Mann zu Mann. Patrzek wird schwer geprüft:
… gut-placierte, scharfe Schüsse, teilweise ziemlich unvorbereitet, doch blitzschnell ist er von einer Ecke zur andern und meistert, was man ihm zumutet.
Als sich kurz hintereinander Schröder und Lux verletzen, droht das Match zu kippen. Neun Veilchen gegen elf Weddinger!
Die Minuten schreiten fort, nicht mehr lange ist es bis zum Ende, wird wirklich der Kampf torlos bleiben? Die Situationen häufen sich, unermüdlich wird gekämpft, das Publikum feuert, je nach seiner Zugehörigkeit, mit lauten Zurufen seine Parteien an, das Letzte herzugeben. Hartes Streifen der Querlatten, kurz vor Schluss wird durch einen Fehler bei der Deckung Sobek frei, läuft durch, doch 3 Meter vor dem Tor schießt er den Ball weit vorbei. Ein Seufzer der Erleichterung! 0:0.