Traurige Nachricht: Eric Leiseroff im Alter von 96 Jahren verstorben

Traurige Nachricht für die TeBe-Familie: Eric Leiseroff, Sohn des wohl legendärsten TeBe-Fußballers aller Zeiten, ist am 25. Februar im Alter von 96 Jahren verstorben. Er wurde im Oktober 1925 als Sohn von Simon Leiserowitsch und Waleska Schumann geboren, deren Ehe nur zwei Jahre später geschieden wurde. Während Simon Mitte der dreißiger Jahre nach Palästina emigrierte, glückte Eric mit seiner Mutter im Juli 1941 via Lissabon die Flucht in die Vereinigten Staaten. Seine beiden Tanten Luise und Bertha sowie die komplette Familie seine Onkels Fritz wurden in Auschwitz und Theresienstadt ermordet.

Drei Jahre nach seiner Flucht, sobald er volljährig war, schloss Eric sich der US-Army an, 1945 kam er mit 89. Infanteriedivision nach Deutschland und war an der Befreiung des Lagers Ohrdruf beteiligt.

Unser Kontakt zu Eric kam, wenn ich mich recht entsinne, im Jahr 2013 zustande: Er hatte das Buch „Davidstern und Lederball“ in die Hände bekommen und daraufhin versucht, Kontakt zum darin erwähnten Fanclub „Scheunenviertel 1902“ aufzunehmen. Unglücklicherweise war die Email-Adresse nicht mehr in Verwendung. Es ist Erics Hartnäckigkeit zu verdanken, dass er sich nicht damit abfand, keine Antwort erhalten zu haben. In einem zweiten Anlauf wandte er sich direkt an den Verein, über den seine Nachricht uns schließlich doch noch erreichte.

In der Folge entwickelte sich ein lebhafter Kontakt, der im Besuch von Erics Tochter Naomi und ihrem Mann Van in Berlin gipfelte. Gemeinsam mit Jan Buschbom verbrachten wir vier einen aufregenden gemeinsamen Tag, auf einer Rundtour durch Berlin der frühen Vereinshistorie nachspürend. Es war für beide Seiten unfassbar spannend, die teilweise bruchstückhaften Informationen über Erics spannende Vita zusammenzufügen. Eric, der seinen bereits 1962 verstorbenen Vater nie wiedergesehen hatte, war sehr fasziniert über die Bedeutung, die „Sim“ für Tennis hatte und bis heute hat.

Es ist schön, dass Eric noch miterleben konnte, wie die Geschichte der drei Brüder Simon, Fritz und Leo, dank der unermüdlichen Recherchearbeit Jans, im Rahmen des DFB-Projekts „Niemals vergessen – das Online-Lexikon verfolgter jüdischer Fußballer“ so ausführlich gewürdigt wurde. Das hat ihn sehr stolz gemacht.

Und so hatten wir in den vergangenen Jahren einen Fan und interessierten Beobachter unserer Vereinsgeschicke in New York. Er hat oft nachgefragt, wie sich unser junges Team in der Regionalliga schlägt und hat sich mit uns über dessen Siege gefreut.

Seine größte Leidenschaft allerdings galt, neben der Musik Leonard Cohens, dem Baseball: Als eingefleischter Fan der New York Yankees fieberte er Spiel für Spiel mit, konnte sich auch mächtig ärgern, wenn es dort nicht so lief. Er war mit Leib und Seele US-Amerikaner, auch wenn ihn die Entwicklungen der vergangenen Jahre massiv beängstigten. Die Geschehnisse rund um die Stürmung des Capitols waren ein echter Schock für ihn und weckten dunkle Erinnerungen.

Der Kontakt mit Eric war für uns unfassbar bereichernd und er scheint auch Eric etwas bedeutet zu haben. Er hat in all den Jahren nie wieder seine Muttersprache sprechen können, zu schlimm waren die damit verbundenen Bilder. Wir müssen ihm unendlich dankbar sein, dass er die Hand ausgestreckt und uns an seinen Erinnerungen hat teilhaben lassen. Es ist mutigen Menschen wie ihm zu verdanken, dass der Nazi-Terror 1945 besiegt wurde.

Mach’s gut Eric, du warst ein echter Teufelskerl und einer der liebenswertesten Menschen, die man sich vorstellen kann. Du wirst uns fehlen.

C.B.

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