Es war die heiße Phase im Kampf um die Teilnahme an der Finalrunde um die Berliner Meisterschaft. Das Ziel schien zum Greifen nah. Auf den Dauerrivalen Hertha fehlte ein Punkt.
Bußtag, 17. November 1926.
Der Verband hat zehn Tennis Borussen zu so genannten Repräsentativspielen abgestellt. Zu Spielen der Stadtauswahl also. Gleich zwei Spiele an einem Tag!
In Hamburg spielten: Schönherr, Brunke, Eschenlohr, Lux, Martwig. Schumann als Reserve.
Gegen Südschweden traten an: Gläser, Hoffmann und Raue.
Schröder, der ebenfalls abbestellt war, musste verletzungsbedingt absagen.
Hamburg – Berlin: eine katastrophale Klatsche. 7:4.
Berlin – Südschweden: 1:0.
Totensonntag, 21. November 1926
Der Gegner heißt Vorwärts aus Tempelhof. Der Platz ist klein und miserabel. Vorwärts hoch motiviert. Es ist Joseph, genannt „Sepp“ Herbergers Einstand in den lila-weißen Farben. Brunke mit Show-Einlagen. Herberger enttäuscht auf ganzer Linie. So sehr, dass TeBe-Coach Nerz sich berufen fühlt, die Verpflichtung seines Schützlings zu verteidigen:
Ich kenne Herberger. Solche Spiele liegen ihm nicht. Der schlechte Platz, die kleinen Maße und das scharfe Spiel sind alles Umstände, die ihn an der Entfaltung seines Könnens sehr behinderten. Außerdem stand er in einer ihm immer noch ziemlich fremden Mannschaft. Ihn nach seiner heutigen Leistung beurteilen zu wollen, wäre ebenso verfehlt, wie es falsch ist, auf einen Mann allzu großes Gewicht überhaupt zu legen. Unsere Mannschaft muss im ganzen anders werden, sonst wird sich auch Herberger nutzlos verbrauchen.
Vorwärts gewinnt verdient 3:1.
Bußtag und Totensonntag! Nomen est omen!
Beim Berliner Tennis-Club „Borussia“ fühlte man sich hintergangen. Angesichts der Belastung durch die Repräsentativspiele nur vier Tage vor einem derart wichtigen Verbandsspiel hatten die Veilchen beim Verband den Antrag eingereicht, das Match gegen Vorwärts zu verschieben. Dafür gab es zunächst grünes Licht.
Man wollte höheren Ortes aber erst die Folgen des Bußtagkampfes abwarten. Wir haben sie doppelt zu spüren bekommen, denn als wir zwei Tage vor dem Vorwärtstreffen unseren Antrag aufrechterhielten, stellte sich der Verband taub, er lehnte den vorher als berechtigt angesprochenen Antrag mit der Begründung ab, dass unsere Spieler keine Verletzungen nachgewiesen hätten. Zu zweit[sic!] verloren wir das Spiel gegen Vorwärts, weil unsere Spieler eine Form an den Tag legten, die die Schärfe der Bußtagskämpfe noch klar erkennen ließ.
Tennis Borussia beantragte die Revision der Verbandsentscheidung. Und als man in der Interessengemeinschaft der Verbandsligavereine die Veilchen zwingen wollte, in dieser Sache gegen die eigenen Interessen zu stimmen, trat TeBe kurzerhand aus. Dabei hatten die Lila-Weißen gewichtige Argumente. Denn in den Jahren 1924 bis 1926 hatten in 28 Repräsentativspielen 94 mal Tennis-Borussen die Berliner Farben vertreten. So viele Auswahlspieler hatte kein anderer Verein gestellt.
Der Verband befand sich in einem Dilemma. Die Spiele der Berliner Stadtauswahl waren die einzige Einnahmequelle des notorischen klammen VBB. Natürlich setzte man auf die besten Pferde im Stall. Und Tennis Borussen hatten sich bewährt. Nicht zuletzt in den äußerst heiklen Aufeinandertreffen mit französischen Mannschaften.
Schließlich gab der VBB der Revision statt. Das Vorwärts Spiel wurde nicht gewertet. Von Hertha trennt Tennis nun nur noch ein Punkt. Ein zweites Mal trifft TeBe im Januar auf Vorwärts.
0:0! Immerhin.
Lux spielte wie in alter Zeit, überall zu finden, unermüdlich, der 3. Verteidiger, der 6. Stürmer, und der scharfe Schütze.
Patrzek war gut und sicher.
Auch in den kommenden Jahren klagen die Veilchen immer wieder über die unausgewogene Belastung durch Repräsentativspiele.