Der letzte Schritt
Hagen Liebing im Gespräch mit Theo Gries
Hagen Liebing: Herr Gries, für sie war der Derbysieg gegen Babelsberg am Sonntag auch mit Schmerzen verbunden…
Theo Gries: In dem Moment, als es die Flanke gab und es zur Kopfballsituation durch Kostas kam – wahrscheinlich noch aus eigener Erfahrung als Stürmer, dass man da springen muss in der Position – habe ich mir den Kopf gestoßen an der Überdachung der Ersatzbank, mir ’ne Beule am Kopf zugezogen und im Nackenbereich die Wirbel ein bisschen gestaucht. Udo Richter hat dann weiter die Anweisungen gegeben. Im Moment geht’s aber und ich hoffe, dass es langsam wieder besser wird. Ich hab’s gut weggesteckt.
Das Ergebnis war es doch aber wert, oder?
Absolut. Wir haben ja dann auch noch das 2:0 gemacht. Und zu Hause habe ich mir dann erst einmal eine Eispackung auf den Kopf gelegt.
Dieser Erfolg gegen einen zuvor fast schon enteilten Konkurrenten bedeutet nun bereits den sechsten Sieg in Folge – ein Resultat der Aufbauarbeit der letzten Wochen, nachdem es Anfang der Hinrunde noch nicht so gut lief?
Na ich hoffe, dass wir noch nicht am Ende sind bei dieser ansteigenden Tendenz. Vom Gefühl her bin ich total optimistisch und ich sehe es ja auch im Training und wie die Spieler diese Erfolge dann auch aufsaugen. Ich kenne es noch aus eigener Erfahrung, dass sich in solchen Situationen eine positive Dynamik entwickelt, dass die Spieler mehr und mehr Lust bekommen diese Erfolge einzufahren; Tore zu machen zum Sieg oder auch als Mannschaft in der Defensive so zu arbeiten, dass es zum Erfolg führt. Das kann man ganz klar spüren im Moment. Ich bin sicher, dass wir noch nicht am Ende der Fahnenstange sind.
Nachdem nun schon ein Teil der englischen Wochen absolviert ist – sehen sie dieses komprimierte Programm nun vollends positiv, wo die Mannschaft sichtlich davon profitiert?
Es ist nicht so, dass mich das jetzt überrascht. Ich habe schon vor fünf oder sechs Wochen der Mannschaft mit auf den Weg gegeben, wie sie sich ernähren und verhalten muss, habe ihnen die Erkenntnisse der Sportwissenschaft nahe gebracht und auch den Trainingsrhythmus auf diese spezielle Belastung ausgerichtet. Für mich ist das Resultat deshalb eine Folge dessen, dass die Spieler das Besprochene konsequent umgesetzt haben. Das freut mich natürlich sehr, dass sich hier Erfahrungswerte erfolgreich nutzen ließen und dies auch gut auf die Mannschaft zu übertragen war. Es unterstreicht ja auch die Glaubwürdigkeit des Trainers bei der Mannschaft, wenn das Prognostizierte nun auch eintritt.
Es war am Sonntag eine Partie der etwas härteren Gangart – hat dies Verletzungen zur Folge gehabt?
Peter Peschel mussten wir frühzeitig auswechseln. Dort hat der Arzt festgestellt, dass es im Iliosakralgelenk eine Blockierung gab, also keine muskuläre Problematik. Er hat gestern auch schon leichtes Training gemacht und wir werden weiter sehen, wie er belastbar ist. Ich habe ihn zwar vorerst noch nicht für morgen eingeplant, aber da ist das letzte Wort auch noch nicht gesprochen. Andere Spieler sind nicht verletzt, sodass mir für die beiden kommenden Spiele – soweit es morgen nicht zu Verletzungen kommen sollte – alle Spieler zur Verfügung stehen.
Mehr als zuvor in dieser Saison hat man das Gefühl, dass eine Mannschaft auf dem Platz steht. Liegt das daran, das in diesem dichten Programm nun jeder einmal seine Chance bekommt?
Dass diese Gemeinschaft nur darauf basiert, dass jeder mal spielen darf, sehe ich nicht so. In den letzten drei Monaten, in dieser extrem langen Vorbereitungsphase mit nur einem Spiel alle drei Wochen, hat uns das extrem zusammen wachsen lassen. Wir haben viele Gespräche geführt, haben viel dran gearbeitet im mentalen Bereich. Und das gemeinsam mit den Spielern. Da sehe ich eher den Erfolg. Nicht in der Spielpraxis, die jeder Einzelne erhält. Die jungen Spieler, die anfangs mit der Notwendigkeit zur Rotation nicht so viel anfangen konnten, merken nach dem Schlauch der letzten Tage auch, dass sie platt waren, und da wächst das Verständnis für solche Maßnahmen.
Innerhalb einer Woche stehen nun zwei grundverschiedene Aufgaben bevor – Pokalgegner Köpenick ist eine Mannschaft, bei der man sicherlich eher Gefahr läuft, sie zu unterschätzen. Hansa Rostock dagegen ein Team, das man eigentlich nicht stark genug einschätzen kann.
Das sehe ich anders. Das Ziel muss die Motivation sein. Das Ziel ist durch einen Erfolg über Köpenick – und da interessiert mich wirklich die Klasse nicht, wo sie spielen – noch mehr Selbstvertrauen zu tanken. Ich glaube auch nicht, dass meine Mannschaft sie unterschätzen wird. Denn das ist der letzte Schritt, um ins Endspiel zu kommen. Da kann man nicht als Spieler oder als Mannschaft hingehen und das fahrlässig angehen. Deswegen setze ich dort schon höchste Prioritäten, was die Leistungsbereitschaft und die Qualität betrifft. Und zu Rostock – ich konzentriere mich jetzt ausschließlich auf morgen. Erst danach – so wie wir es die letzen Wochen auch gehalten haben – orientieren wir uns am nächsten Gegner.
Kein Einspruch. Mit dieser Einstellung haben sie zuletzt schließlich jeden Gegner geschlagen. Viel Erfolg für beide Partien und herzlichen Dank auch für dieses Gespräch.






