Der bibelfeste Boxer

Felix Krüger im Gespräch mit Stephan Schmidt

fk: Hallo Stephan, du hast als größten sportlichen Erfolg angegeben, noch nie ernsthaft verletzt gewesen zu sein und als schönstes Fußballerlebnis “sechs Tore in einem Spiel in der F-Jugend” – das kann ja wohl bei jemanden, der wie du seit Jahren bei ambitionierten Mannschaften in der dritten und vierten Liga spielt, wohl nicht alles sein? Da gab es doch bestimmt den einen oder anderen Aufstieg oder Landespokalgewinn zu feiern, oder?

Stephan Schmidt: Das stimmt, ich habe mit Babelsberg 1998 die Qualifikation für die zweigleisige Regionalliga geschafft und bin mit den Hertha-Amateuren vor zwei Jahren auch in die Regionalliga aufgestiegen. Außerdem habe ich schon diverse Male den Berliner und den Brandenburger Pokal gewonnen und einmal auch den Westfalenpokal. Insgesamt war ich, wenn ich mich jetzt richtig erinnere, schon sieben Mal im DFB-Pokal aktiv (Anm.: Das Gespräch fand vor dem DFB-Pokalspiel gegen den VfL Bochum statt). Mit Babelsberg haben wir damals sogar den Erstliga-Aufsteiger Unterhaching rausgeschmissen und sind dann in der zweiten Runde erst in der Verlängerung gegen Freiburg ausgeschieden.

Du hast kürzlich beim Treffen mit den TeBe-Fans erwähnt, dass du dich in Babelsberg sehr wohl gefühlt hast, erzähl doch Mal ein bisschen aus deiner Zeit bei Nulldrei.

Nun, im ersten Jahr gab es ja einige Finanzielle Probleme beim Verein, die zu einer gewissen Fluktuation in der Mannschaft geführt haben. Trotzdem haben wir dann eine gute Platzierung erreicht. Und als es im meinem zweiten Jahr dort um die Qualifikation für die zweigleisige Regionalliga ging, haben wir Traditionsmannschaften wie Dynamo Dresden oder den 1. FC Magdeburg hinter uns gelassen und uns für die Regionalliga Nord qualifiziert – was für viele sicher überraschend kam, für uns selber allerdings nicht. Ich habe mich in Babelsberg jedenfalls sehr wohl gefühlt. In dem Verein herrscht eine ziemlich familiäre Atmosphäre und die Fans haben uns immer toll unterstützt. Darüber hinaus war es halt auch sportlich recht erfolgreich.

Und dann warst du auch noch bei Preußen Münster, einem Verein der – ähnlich wie Tennis Borussia – einmal zu den großen Namen im BRD-Fußball gehörte und in den ewigen Tabellen von erster und zweiter Bundesliga jeweils nur wenige Plätze von TeBe entfernt platziert ist. Wie ist es dir dort ergangen?

Das war auch eine schöne Zeit. Wir standen damals ja kurz vor der Rückkehr in die zweite Liga und haben dort richtiggehend eine kleine Welle der Euphorie ausgelöst. Bei den Heimspielen waren oftmals sechs- bis siebentausend Zuschauer da und auch Auswärts sind mitunter Tausende Leute mitgefahren. Das war der helle Wahnsinn. Leider hat es dann mit dem Aufstieg nicht geklappt. Jedenfalls war auch das eine schöne Zeit.

Du bist von Beruf Sportmanager. Was für eine Ausbildung hast du genossen und bist du auch in diesem Bereich tätig?

Ich habe ein Studium abgeschlossen im Bereich Sportmanagement und arbeite als Dozent an der Poelchau-Schule, wo auch TeBes A-Jugend-Trainer Markus Schatte zum Lehrkörper gehört. Dort gebe ich in der neunten und zehnten Klasse Kurse zum Sportmanagement.

Dein Lieblingsbuch ist die Bibel. Ich nehme an, du hast sie nicht nur zur Dekoration auf dem Nachttisch liegen, sondern liest auch regelmäßig darin…

Ja, ich bin ziemlich bewandert in der Bibel und lese zwar nicht täglich, aber doch regelmäßig darin, vor allem im Neuen Testament. Ich würde mich zwar nicht als streng religiös bezeichnen, aber bin mit einem christlichen Hintergrund erzogen worden und der Glaube ist mir schon sehr wichtig. Allerdings ist das auch eine sehr persönliche Sache und ich finde es auch nicht gut, seinen Glauben zu sehr in den Vordergrund zu stellen oder nach außen zu tragen. Toleranz sollte für alle, egal ob Christen, Juden, Moslems oder was auch immer, eine Selbstverständlichkeit sein.

Hast du eine Lieblingsstelle in der Bibel, also eine Stelle, die dir besonders viel bedeutet, die du immer wieder gerne liest?

Ja, das Gleichnis von dem Senfkorn im Markusevangelium (Anm.: Markus 5, 30-32) gefällt mir sehr gut. Es besagt im Prinzip, dass auch aus kleinen Dingen und Taten große Sachen entstehen können. Eigentlich bezieht es sich ja direkt auf die christliche Religion und den Glauben an sich, und in diesem Sinne erlebe ich das auch für mich selbst. Aber es lässt sich eben auch übertragen, in einem allgemeineren Sinne; dass man für seine Ideale Einstehen soll und damit positives auch für Andere bewirken kann.

Bemerkenswert finde ich auch dein Hobby Boxen. Warst du als Kind mal im Boxverein oder beschränkt sich deine Zuneigung zum Boxsport auf das Zugucken?

Nein, das nicht. Ich habe einige Kumpels, die Amateurboxer sind und in der fußballfreien Zeit trainiere ich öfters mit denen. Das macht mir unheimlich viel Spaß. Auch wenn das für einige sicher schwer nachzuvollziehen ist, aber Boxen ist eine unheimlich kreative Sportart, in der eben nicht nur mit den Muskeln gewonnen wird, sondern vor allem mit dem Kopf. Da ist strategisches Denken gefragt, deshalb finde ich den Sport auch sehr attraktiv.

Damit ich dich nicht missverstehe: Du machst also nicht nur Konditionstraining und Seilhüpfen mit deinen Kumpels, sondern schlägst dich mit denen auch wirklich im Ring…?

Ja. Wobei die dann natürlich schon Rücksicht nehmen, sonst würde ich ja ständig voll vor den Kopf kriegen, aber wir machen schon richtiges Sparring, das stimmt.

Musikalisch haben es dir die Sechzigerjahre angetan – ein weites Feld: Von Elvis über Hendrix bis zu den MC5. Verrate uns doch einmal ein paar Namen.

Also Elvis ist schon einmal Weltklasse. Für mich wirklich der „Artist of the Century“. Aber ich höre auch gerne Dean Martin oder Frank Sinatra, auch wenn das jetzt schon mehr Richtung Fünfziger geht. Hendrix finde ich auch nicht schlecht, aber insgesamt ist es bei mir schon eher die etwas softere Schiene.

Vielen Dank für das Gespräch, Stefan.

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