"Als Gesamtverein noch enger zusammengerückt": Interview mit sportlich Verantwortlichen

Hallo Benjamin, hallo Christopher, die neue Saison steht bevor. Bevor wir über den Ausblick sprechen, lasst uns kurz auf die vergangene Saison zurückblicken. Wie würdet ihr diese zusammenfassen?

Borth: Lass uns lieber nicht über die vergangene Saison sprechen – sie war äußerst bitter und schmerzt noch immer sehr. Trotz dieser schmerzhaften Erfahrung war es auch eine lehrreiche Phase für uns. Man lernt am meisten aus Niederlagen. Ich bin fest davon überzeugt, dass wir dadurch als Gesamtverein noch enger zusammengerückt sind.

Es war unglaublich zu sehen, wie sich die Fans trotz aller Widrigkeiten für den Verein und die Mannschaft eingesetzt haben. Hier steht man zusammen und hier fällt man zusammen. Wir werden gestärkt und gefestigt zurückkommen.

Brauer: Mit einem Wort: „Differenziert.“ Zunächst einmal muss man die gesamte Saison bewerten und alles berücksichtigen, was über den Verlauf der ganzen Saison hinweg passiert ist. Ich kann dabei nur die Zeit bewerten, in der ich für den Verein tätig war. Es war keine einfache Aufgabe, vor allem unter Berücksichtigung aller Bedingungen wie Kader, die kurze Vorbereitungszeit und den begrenzten Möglichkeiten in der Winterpause. Das soll jedoch keine Ausrede sein. Zusammenfassend steht der sportliche Abstieg des Vereins und ich übernehme eine Teilverantwortung für dieses Endergebnis.

Wenn man also die Bewertung rein aufgrund von Ergebnissen und Punkten vornimmt, war es natürlich sehr ernüchternd. Wir hatten uns für die Rückrunde viel mehr vorgenommen. Was die Entwicklung als Mannschaft und der einzelnen Spieler auf inhaltlicher Ebene angeht, denke ich persönlich, dass man in der Gesamtbetrachtung und vor allem in bestimmten Phasen der Spiele deutliche Fortschritte gesehen hat. Wir hatten einige gute Spiele, sei es auswärts gegen den Meister Energie Cottbus oder unser Heimspiel gegen Rot-Weiß Erfurt. Auch die Energieleistungen gegen Chemnitz und Babelsberg haben eine positive Entwicklung gezeigt. Auch auf struktureller Ebene konnten wir trotz der ausbleibenden Ergebnisse in Zusammenarbeit mit allen Beteiligten vieles vorantreiben. Ich konnte auch eine wachsende Verbundenheit mit unseren Fans feststellen. An dieser Stelle möchte ich nochmals allen für ihre Unterstützung danken.

Welche Lehren habt ihr aus der vergangenen Saison gezogen und wie werdet ihr sie in die Planung für die neue Saison einbeziehen?

Borth: Ich kam erst im Winter dazu, was die Situation nicht unbedingt leichter gemacht hat. Das Wichtigste ist jedoch, dass wir nicht noch einmal in eine solche Lage geraten. Der Charakter einer Mannschaft ist immer ein Grundbaustein und ein Umbruch im Winter ist stets sehr gewagt. Es bedarf einer Vielzahl von Faktoren, um dies erfolgreich umzusetzen. Leider hat das im vergangenen halben Jahr nicht funktioniert.

Die Karten sind nun neu gemischt und ich kann den Markt in aller Ruhe im Auge behalten. Durch unsere frühzeitige Planung, unabhängig von der Liga, konnten wir bereits rechtzeitig ein Fundament aufbauen. Wir stehen vor einem kompletten Neuanfang, der möglicherweise genau zum richtigen Zeitpunkt kommt. Wir können uns auf verschiedenen Ebenen neu sortieren, verstärken und in neuem Glanz erstrahlen.

Brauer: Grundsätzlich ist es für mich immer wichtig, mich selbst zu reflektieren und offen für Feedback zu sein.

Nach einer intensiven Rückrunde und den damit verbundenen Ereignissen musste ich mir natürlich viel Zeit nehmen, um alles zu verarbeiten und auszuwerten. Es gibt mehrere Punkte, die zwar nicht völlig neu sind, aber in ihrer Ausprägung anders gewichtet oder konsequenter umgesetzt werden sollten.

Es wird für uns beispielsweise sehr wichtig sein, eine „gesunde Kaderstruktur“ mit einer natürlichen Hierarchie und starken Persönlichkeiten aufzubauen. Es geht um die richtigen Charaktere und eine entsprechende Mentalität.

Auf inhaltlicher Ebene wollen wir uns mehr auf „unser Spiel fokussieren” und weniger gegneranpassend agieren. Des Weiteren wollen wir auch dem Thema einer eingespielten „festen Formation“ mit oft dem gleichen Personal mehr Bedeutung beimessen.

Der Verein ist aus der Regionalliga abgestiegen. Wie geht ihr als Sportlicher Leiter und Cheftrainer mit dieser Situation um und wie wirkt sich dies auf eure Ziele und Erwartungen für die kommende Saison aus?

Borth: Wir haben frühzeitig zusammengesessen und einen langfristigen Plan für die Zukunft entwickelt. Dieser Plan umfasst die Strukturierung mehrerer Säulen, die den Verein langfristig stützen sollen. Ein wesentlicher Faktor dabei ist die verstärkte Einbindung unserer eigenen Nachwuchstalente.

Mit Tim Jauer konnten wir einen Trainer mit umfangreicher Erfahrung im Männerbereich für unsere U19 gewinnen. Die Zusammenarbeit zwischen der U19 und der ersten Mannschaft wird dank des ausgezeichneten Verhältnisses zwischen Brauer und Jauer optimiert. Seit dem Trainingsauftakt am Montag haben bereits fünf Spieler des kommenden U19-Teams regelmäßig am Training der ersten Mannschaft teilgenommen. Außerdem hat sich das Gesicht der ersten Mannschaft komplett verändert und bereits jetzt herrscht eine andere Intensität im Training. Trainer und Kapitän gehen voran, um den eingeschlagenen Weg bestmöglich zu gehen. Obwohl wir uns noch am Anfang befinden, macht die tägliche Entwicklung im Verein einfach Lust auf mehr. Die Bereitschaft der Ehrenamtlichen, Partner, Fans, Unterstützer*innen und Sponsoren wächst täglich, wofür wir uns gar nicht oft genug bedanken können.

Für die kommende Saison machen wir uns keinen Druck. Ein Aufstieg ist keine zwingende Voraussetzung und wir sind vorerst mit einer ruhigen Spielzeit zufrieden. Unser Fokus liegt darauf, unseren Plan umzusetzen und gemeinsam mit allen Borussen eine großartige Zeit zu erleben.

Am Samstag können wir mit der U17 ein weiteres Zeichen setzen. Vielleicht ist es genau der richtige Zeitpunkt für ein lila-weißes Nachwuchswunder. Ich wünsche mir, dass viele Lila-Weiße zur Osloer Straße kommen und wir unsere B-Junioren gemeinsam anfeuern.

Brauer: Zunächst einmal möchte ich mich nochmals bei allen Spielern für ihre Energie und ihren Einsatz bedanken. Ebenso gilt mein Dank allen Personen rund um das Team. Nichts davon ist selbstverständlich. Ich möchte auch meinem Staff und meinen Trainerkollegen für ihre Geduld und ihr Engagement danken.

Auf Vereinsebene möchte ich mich bei allen Funktionsträgern für ihr Vertrauen bedanken, insbesondere Benny war in dieser schwierigen Phase eine große Stütze für mich. Ebenso möchte ich allen Fans für ihre Unterstützung danken. Ich habe von allen Seiten viel Vertrauen und Zuneigung gespürt. Das ist keineswegs selbstverständlich.

Nun zu deiner Frage: Ein sportlicher Abstieg, vor allem angesichts des großen Aufwands, den alle Beteiligten betrieben haben, ist natürlich sehr bitter und wirkt sich auf alle aus. Nach unserer Saisonanalyse haben wir beschlossen, einen kompletten Neuanfang zu machen. Unser Ziel ist es, vor allem mental frei und offen in die kommende Saison zu starten und keine Altlasten mit uns herumzutragen. Es erfordert zunächst viel Arbeit, ein Team unter Berücksichtigung aller Faktoren zusammenzustellen und eine klare Vision zu vermitteln. Die kommende Saison wird auch deshalb eine große Herausforderung, da es viele starke Teams in der Liga gibt. Es wird eine äußerst interessante Oberliga-Saison werden. Wir wollen guten und attraktiven Fußball spielen und zusammen mit unseren Fans den ein oder anderen Sieg feiern. Dafür wollen wir in der Vorbereitung einen neuen Spirit entwickeln und schnell zusammenwachsen. Wir wollen zeigen, dass wir es „besser können.” Die Vorfreude nach den Gesprächen und den ersten Trainingseinheiten ist sehr groß. Wir wissen, dass es ein langer Weg sein wird, aber freuen uns auf alle kommenden Herausforderungen. Die Jungs, die wir aktuell im Kader haben, freuen sich darauf, das lila-weiße Trikot zu tragen und brennen auf die kommende Saison.

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