"Macht uns die Waldbühne voll!"

Interview mit Oren Osterer von den "European Maccabi Games" 2015

Vom 27. Juli bis zum 5. August 2015 finden die European Maccabi Games 2015 in Berlin statt und damit zum ersten Mal in Deutschland. Es werden 2.000 Sportler und Sportlerinnen aus 35 Ländern erwartet, um die 14. Europameisterschaften des jüdischen Sports zu feiern. Tennis Borussia Berlin unterstützt die European Maccabi Games 2015. Zum Spitzenspiel gegen den SV Tasmania Berlin präsentierten sich die Organisatoren im Mommsenstadion. Wir haben uns mit Oren Osterer von den European Maccabi Games getroffen und mit ihm über die Spiele gesprochen.

Wir freuen uns, dass wir uns mit dir treffen konnten, obwohl ihr gerade in der heißen Phase der Vorbereitung seid. Kannst du uns etwas zur Geschichte der European Maccabi Games erzählen?

Die European Maccabi Games sind die europäische Version der Weltmakkabiade, die alle vier Jahre in Israel stattfindet. Die ersten European Maccabi Games wurden 1929 in Prag veranstaltet, die zweiten 1930 in Antwerpen. Danach kam es zu einer 30-jährigen Pause. Erst 1959 kamen die Makkabi-Meisterschaften nach Europa zurück. Seit 1979 finden sie im Vierjahresrhythmus statt, jeweils zwei Jahre nach der Maccabiah in Israel. Dieses Jahr veranstalten wir die 14. Spiele.

Das sind die ersten Spiele auf deutschem Boden überhaupt. Welche Bedeutung hat das für euch und war das innerhalb der jüdischen Gemeinde ein Thema? Die Spiele finden immerhin auch 70 Jahre nach der Befreiung von Auschwitz statt, und ausgerechnet auf dem Olympia-Gelände, auf dem 1936 die Olympischen Spiele unter dem Hakenkreuz stattfanden.

Anfangs gab es vereinzelten Widerstand gegen den Austragungsort Deutschland mit dem Argument, dass diese bedeutende jüdische Veranstaltung nicht hier stattfinden solle, solange noch Shoah-Überlebende unter uns weilen. Die kritischen Stimmen wichen erst als wir überzeugend darlegen konnten, dass wir das Gedenken an die Shoah würdevoll integrieren – mit einer Gedenkzeremonie auf dem Maifeld und einem Bildungstag für die rund 600 jugendlichen Teilnehmer – und gleichzeitig als junge Generation deutscher Juden das neue Selbstbewusstsein jüdischen Lebens gerade auch in Berlin darstellen wollen.
Mittlerweile herrscht große Euphorie. Wir haben derzeit mehr als 2.200 angemeldete Teilnehmer. Das sind weit mehr als wir jemals zu träumen gewagt hätten und auch deutlich mehr als in der Vergangenheit.

Welche Sportarten wird es denn geben und was sind die beliebtesten?

Die Teilnehmer werden sich in 20 verschiedenen Sportarten messen, von olympischen Disziplinen wie Fußball, Hockey und Basketball bis hin zu Bowling, Bridge und Schach. Die beliebteste Sportart ist Futsal mit 37 teilnehmenden Mannschaften. Auch Fußball ist sehr beliebt. Eine Besonderheit ist, dass zum ersten Mal in der Geschichte auch Dressurreiten unter den Disziplinen zu finden ist. Der Eintritt ist bei allen Turnieren frei.
Insgesamt haben wir 110 Einzelturniere in nur sieben Turniertagen. 110 Entscheidungen und 110 Siegerehrungen – ein solches Programm zu planen, zu organisieren und durchzuführen ist für sich schon Hochleistungssport. Zum Glück haben wir mit Alexander Sobotta einen ausgezeichneten Sportdirektor, der übrigens, wie die Mehrheit in unserem Team, nichtjüdisch ist.
Aber auch die Hilfe der Berliner Sportfachverbände sowie des Landessportbundes ist von großer Bedeutung. Der Landessportbund einer unserer wichtigsten Partner. Dankbar sind wir auch für die großzügige Unterstützung des DFB.

Was sind die Highlights?

Das absolute Highlight der EMG2015 ist die große Eröffnungsfeier am 28. Juli in der Berliner Waldbühne. Hierzu sind alle Berliner eingeladen, denn es wird eine tolle Show! Neben dem Einzug der Nationen und der feierlichen Entzündung der Makkabi-Fackel freuen wir uns besonders über den gemeinsamen Auftritt von Adel Tawil und Matisyahu. Außerdem wird ein 50-köpfiges deutsch-israelisches Jugendorchester spielen, das für das 50-jährige Jubiläum der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel stehen soll. Wir konnten Palina Rojinski als Moderatorin für die Eröffnungsfeier gewinnen. Für uns repräsentiert heutzutage keine andere Frau das Berlin, das wir so lieben, besser als sie.

Außerdem werden weitere prominente Gäste und Redner erwartet. Wir rechnen fest damit, dass unser Schirmherr, Bundespräsident Joachim Gauck, die Eröffnungsrede halten wird. Die Tickets gibt es direkt auf unserer Website www.emg2015.de zu kaufen.

Ein weiteres Projekt der EMG2015 sind die sogenannten „Let’s Play Together“-Spiele: Freundschaftsspiele mit Promi- und Profimannschaften. So werden die Makkabi-Spieler z.B. auf die DFB All-Stars, Alba Berlin und Maccabi Tel Aviv treffen.
Der Eintritt ist auch bei diesen Spielen frei. Der krönende Abschluss der EMG2015 wird die Abschlusszeremonie. Dort wird Jewdyssee live mit dem EMG2015-Song „Maccabi Chai“ auftreten.

Wir haben gesehen, dass die Spiele auch von vielen Prominenten unterstützt werden, unter anderem auch von Gert Rosenthal und Jérôme Boateng, die viel mit TeBe verbindet. Was machen die beiden und wer unterstützt euch noch?

Gert Rosenthal hat die Hockeyabteilung bei Makkabi Deutschland aus dem Boden gestampft und ist ein wichtiger Unterstützer der Spiele, der schon andere Personen davon überzeugt hat, uns in vielfältiger Weise zu unterstützen. Gert ist ein ganz feiner Kerl. Man kann sich gar nicht genug Unterstützer solchen Kalibers wünschen! Jérôme Boateng hat die Sportpatenschaft für die Fußball- und Futsalturniere der EMG2015 übernommen. Wir freuen uns riesig, ihn als Berliner Jung‘ und Fußballweltmeister an Bord zu haben.

Das klingt alles nach riesigem organisatorischen Aufwand. Wie macht ihr das, wie groß ist euer Organisationsteam und wie werden die Spiele finanziert?

Unser Organisationsteam besteht mehrheitlich aus Ehrenamtlichen. In unserem Büro sitzen drei Hauptamtliche, die von Praktikanten und Bundesfreiwilligendienstlern unterstützt werden. Finanziert werden die Spiele hauptsächlich durch die Teilnehmerbeiträge. Weitere Einnahmen kommen durch die öffentliche Hand und ein paar Stiftungen.
Besonders erfolgreich war eine Initiative unter jüdischen und nichtjüdischen Berliner Privatspendern, die einen Großteil des Budgets für die Eröffnungsfeier eingebracht hat. Aus der Wirtschaft kommen ebenfalls Sponsoren. Leider waren nur sehr wenige der große deutschen Unternehmen bereit, die EMG2015 zu sponsern.

Was sind dabei für euch die größten Herausforderungen?

Mit einem überschaubaren Team eine möglichst in allen Bereichen top organisierte Veranstaltung auf die Beine zu stellen – angesichts der Vielschichtigkeit eines solchen Megaevents und einem recht kleinen Team keine leichte Sache. Der Eigenanspruch ist höchste Professionalität. Das beißt sich aber manchmal damit, dass wir hier nicht von einer Profisportveranstaltung reden. Es geht hier nicht um Preisgelder oder Marktwert von Spielern. Es geht um mehr als das.

Wie kann man euch unterstützen?

Wir suchen noch Volontäre aus Berlin und vor allem auch Gastfamilien für auswärtige Volunteers. Außerdem ist jeder eingeladen, mit uns die Eröffnungsfeier zu erleben und ordentlich Werbung für uns zu machen! Macht uns die Waldbühne voll!

Vielen Dank für das Interview, wir sind wirklich gespannt, freuen uns auf die Spiele und sind uns sicher, dass viele TeBe-Fans dabei sein werden.

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