TeBe und der HSV starten Projekte für Amputierten-Fußball
In Berlin und in Hamburg entstehen Anlaufstellen für Fußballer*innen mit Amputation oder Dysmelie: Tennis Borussia und der Hamburger Sport-Verein e.V. stellen künftig eigene Teams, die in Zukunft in sportliche Konkurrenz mit den bisher aktiven Vereinen Anpfiff Hoffenheim, Fortuna Düsseldorf und den Sportfreunden Braunschweig treten. Unterstützt wird der Aufbau der Standorte durch Anpfiff ins Leben. Im badischen Walldorf arbeitet die gemeinnützige Organisation mit ihrem Botschafter und Nationalspieler Christian Heintz an der Verbreitung und Entwicklung der Sportart.
Gespielt wird Amputierten-Fußball mit Krücken statt Beinprothesen auf dem Kleinfeld, die Regeln entsprechen denen des normalen Fußballs. Diese rasante und dynamische Art des Fußballs wird inzwischen weltweit in mehr als 50 Ländern gespielt, darunter viele mit einem nationalen Ligabetrieb. Während Feldspieler*innen mit nur einem Bein in dieser Sportart aktiv sein können, ist die Voraussetzung für Torhüter*innen ein körperliches Handicap an Arm oder Hand.
Für Christian Heintz, selbst beinamputiert und hauptberuflicher Mitarbeiter bei Anpfiff ins Leben, ist der Sport nicht nur ein persönliches Anliegen: „Wir möchten jedem Menschen mit Amputation die Chance geben, Fußball zu spielen. Das ist jetzt auch in Hamburg und Berlin möglich. Dass es dazu noch zwei so namhafte und engagierte Vereine sind, freut uns besonders.“ Der Amputierten-Fußball ermöglicht allen Menschen mit Amputation oder Dysmelie den Zugang zum organisierten Vereinssport. Dies fördert nicht nur das Gemeinschaftsgefühl und den Erfahrungsaustausch, sondern auch das physische und psychische Wohlbefinden.
TeBe-Vorstandsmitglied Tobias Schulze freut sich auf schnelle Ballwechsel und viele Tore: „Fußball sollte für alle möglich sein – sowohl auf den Rängen als auch auf dem Platz. Wir freuen uns, beim Amputierten-Fußball ab sofort einen Beitrag dazu leisten zu dürfen und werden alles geben, um das Projekt auch langfristig stemmen zu können.“ Damit der Aufbau des Standorts Berlin gelingt, sucht Tennis Borussia noch nach Unterstützung neben dem Platz. Benötigt werden Trainer*innen mit oder ohne Erfahrung im Behindertensport, Ehrenamtliche für organisatorische Aufgaben und Sponsoren. Unter amputierte@tebe.de können sich zudem interessierte Spieler*innen melden.
Im für 2021 geplanten ersten bundesweiten Ligabetrieb wird zunächst eine „Spielgemeinschaft Nord“ im Dreieck Braunschweig-Hamburg-Berlin antreten, bis TeBe und dem HSV ausreichend Spielerinnen und Spieler für eigenständige Teams angehören. Für den Trainingsstart besteht der Stammkader jeweils aus etwa sechs jugendlichen und erwachsenen Spielern. Neben neu hinzugewonnen Spielern werden auch bereits aktive Fußballer dabei sein, die zum Training bislang nach Braunschweig reisen mussten. Die Entwicklung des Amputierten-Fußballs an den beiden Standorten wird durch den Hamburger Fußball-Verband und den Berliner Fußball-Verband im Rahmen der Inklusionsinitiative der DFB-Stiftung Sepp Herberger unterstützt. Ziel der Inklusionsinitiative ist es, Menschen mit Behinderung über unterschiedliche Teilhabemöglichkeiten in die Strukturen des organisierten Fußballs zu integrieren. Auch der Behinderten- und Rehabilitations-Sportverband Berlin (BSB) unterstützt Tennis Borussia.
Ein erster offener Trainingstag in Berlin ist für den 8. Mai im Rahmen des Europäische Protesttags zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung geplant. Auch Lila-Weiße ohne Amputation oder Dysmelie sind eingeladen, sich vor Ort einen ersten Eindruck von der Sportart zu machen. Die Veranstaltung steht allerdings unter dem Vorbehalt der Pandemie-Entwicklung. Ebenfalls für die erste Maiwoche ist ein TennisTalk zum Thema Amputierten-Fußball geplant. Im Facebook-Stream werden die verantwortlichen Akteure die Sportart vorstellen. Mehr Infos zur Veranstaltung folgen in den nächsten Wochen.