Heinz H. Pietzsch: Engagement über Jahrzehnte

Am 7. September 2021 ist unser Ehrenpräsident Heiner H. Pietzsch im Alter von 91 Jahren gestorben. An diesem Dienstag fand in der Kaiser-Wilhelm Gedächtniskirche die Gedenkfeier statt. Unser Mitgefühl gilt seiner Ehefrau Ulla, die alle Höhen und Tiefen mit ihm teilte, sowie allen Familienangehörigen, Freund:innen sowie Mitarbeiter:innen.

Seine Kindheit und Jugend verbrachte Pietzsch in Dresden, wo er als Vierzehnjähriger die schweren Luftangriffe der Alliierten überlebte. Als die Schule kriegsbedingt ausfiel, wurde der Fußball Schulersatz und sehr schnell zur großen Leidenschaft des jungen Heiner Pietzsch. Zumal der Dresdner Fußballsport mit dem DSC einen höchst beliebten und erfolgreichen Vertreter hatte. Einige Jahre später, mit neunzehn, sollte Pietzsch für die erste Mannschaft eines weiteren populären Dresdner Vereins, den damaligen DDR-Vizemeister Rotation, auflaufen.

Die andere große Leidenschaft, die sein komplettes weiteres Leben prägen sollte, wurde geweckt, als Pietzsch nur kurz nach Kriegsende als Sechzehnjähriger eine Ausstellung von Werken besuchte, die während der Nazi-Herrschaft als “entartete Kunst” verboten gewesen waren. Von diesem Tag an zogen ihn Ausstellungen geradezu magisch an, die Kunst sollte ihn nie wieder loslassen.

Anfang der 50er Jahre siedelte er nach Berlin über. Zunächst in den Ostteil der Stadt, wo er seine große Liebe Ulla kennenlernte, mit der er so vieles teilte, allem voran die gemeinsame Faszination für Kunst. Nur wenig später gingen die beiden nach Westberlin. 1956 gaben sie sich das Ja-Wort und sollten einander 65 Jahre lang in stetiger Liebe verbunden bleiben.

Heiner Pietzsch, der in Dresden eine Ausbildung zum Elektroinstallateur gemacht hatte, baute sich in den Folgejahren einen Kunststoffhandel auf und avancierte zum überaus erfolgreichen Unternehmer. Der geschäftliche Erfolg ermöglichte es dem Ehepaar ab Mitte der 60er, nach und nach Werke der durch sie verehrten Künstler:innen zu kaufen. Über die Jahrzehnte entwickelte sich diese Sammlung organisch und wurde zur bedeutendsten der Stadt.

Während Pietzsch als Unternehmer immer höchst rational agierte, ließ er sich in Hinblick auf die Kunst auch durch seine Leidenschaft leiten, wie auch durch die große Expertise und den Instinkt seiner Ulla. Dass Kunst im Lauf der Jahrzehnte mehr und mehr zum Spekulations- als auch Prestigeobjekt wurde, das blieb ihm als Liebhaber und Bewunderer der Werke stets zuwider.

2010 vermachte das Ehepaar einen großen Teil seiner Sammlung dem Land Berlin. Dass die in diesem Zuge vereinbarte Erweiterung der Neuen Nationalgalerie um das ″„Museum der Moderne“ sich immer wieder hinauszögerte, blieb für Heiner Pietzsch eine Enttäuschung. Gerne hätte er dessen Eröffnung noch miterlebt.

Aber auch seiner zweiten Leidenschaft neben der Kunst, dem Fußball, blieb Pietzsch treu. In Berlin angekommen hatte er sich der Tennis Borussia angeschlossen, die während der 50er Jahre mit Idolen wie Steinbeck, Wilde und Schmutzler eine goldene Ära erlebte. Er blieb dem Klub über Jahrzehnte hinweg mit großem Engagement verbunden.

In den 70ern, einer weiteren erfolgreichen Zeit, wurde er einstimmig zum Vereinspräsidenten gewählt. Er stellte sich erfolgreich der schweren Herausforderung, den Fußballsport im eingemauerten Teil der Stadt wirtschaftlich zu gestalten. Als erfolgreicher Geschäftsmann war ihm auch in seiner Funktion als Vereinspräsident solides Wirtschaften immer oberste Maxime und er lehnte es ab, für den Verbleib in der Bundesliga existenzgefährdende Risiken einzugehen.

Im Verbund mit dem damaligen Manager Opitz gelang es ihm, talentierte Spieler günstig zu verpflichten und später gewinnbringend abzugeben, auf diese Weise konntenfinanzielle Schieflagen erfolgreich abgewendet werden. Wie bereits sein Vorgänger Hans Rosenthal unterstützte er den Klub ganz erheblich aus seinem Privatvermögen und konnte Unternehmer:innen und Freund:innen überzeugen, sich für den Verein zu engagieren.

Als TeBe sich später in einer finanziellen Notsituation durch einen Finanzdienstleister vermeintlich „retten“ ließ, hatte er eine kritische Haltung dazu – Bedenken, die sich einige Jahre später bewahrheiten sollten.

Bei TeBe lernte Pietzsch Freunde kennen, wie etwa den Versicherungskaufmann Axel Lange oder Klaus Schumann, Schatzmeister und späterer Vereinsvorsitzender. Für die Kraft und Energie, die er in den Klub investiert hatte, erhielt Pietzsch die goldene Vereinsnadel. Dass Ulla diese später augenzwinkernd als „kostbarstes Schmuckstück“ bezeichnete, bringt die tiefe Verbundenheit zum Klub zum Ausdruck.

Nach seiner aktiven Präsidentschaft blieb Pietzsch mehr als vier Jahrzehnte Ehrenpräsident von TeBe und nahm regen Anteil am Vereinsgeschehen. Gerne hätten wir die Zukunft des Vereins weiter mit ihm gestaltet.

Wir verneigen uns in tiefer Dankbarkeit für alles, was Heiner Pietzsch für den Klub geleistet hat. Er wird uns als feinsinniger und überaus humorvoller Mensch in Erinnerung bleiben. Wir trösten uns mit dem Gedanken, dass im Fußballhimmel eine lila-weiße Ehrenloge für Heiner H. Pietzsch bereit steht, von der aus er eine gute Sicht auf alle künftigen Erfolge und Treffer von TeBe nehmen kann.

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