Fußball

Die im Jahr 1903 gegründete Fußballabteilung mauserte sich rasch zur größten und wichtigsten Abteilung der Tennis Borussia.

Im Jahr 1903 wurde der Berliner Tennis-Club „Borussia“ in den Verband Berliner Ballspielvereine aufgenommen (aus dem 1911 der Verband Brandenburgischer Ballspielvereine hervorgehen sollte). Zuvor hatte Gründungsmitglied Alfred Lesser für 50 Pfennig die Lizenz und Fußballstangen der Vereinigung Neu-Seeland erworben, doch noch fehlten Spieler, um spielfähig zu sein. Da kam die Anfrage einer Gruppe von Steppkes gerade recht, die auf dem Schulhof des Gymnasiums zum Grauen Kloster an der Heinersdorfer Straße mit ihrem unanständigen Lärmen bald die Verzweiflung der ganzen Nachbarschaft hervorgerufen hatten. Auf Vermittlung des erst siebenjährigen Jacques Karp, dessen älterer Bruder Leopold Mitglied der Tennis Borussia war, traf sich die gesamte Rotte mit Alfred Lesser, der die Knaben mit Hafer, Melasse und sonstigem Konfekt traktierte — und der Verein hatte seine erste Fußballmannschaft zusammen. Darunter die Söhne des Direktors des Grauen Klosters, Walter und Otto Lutzenberger sowie Hans Hülsen, Kurt Kamke, Gebrüder Jahn, Gebrüder Böhme, Gebrüder Müller, Holzer, Zittwitz u. a.

Diese Gruppe war die Keimzelle einer der über Jahrzehnte erfolgreichsten Fußballmannschaften Berlins. Insbesondere in den 1920er Jahren legten eine Reihe an prominent besetzten Freundschaftsspielen den Grundstein für eine sportliche Erfolgsgeschichte, die im Ligaalltag jener Tage ihre Messlatte beim härtesten Konkurrenten in der Stadt, dem Hertha BSC, fand.

Über den sportlichen Erfolg hinaus schrieb Tennis Borussia Fußballgeschichte. Schon früh wurde mit Richard Girulatis einer der ersten Trainer im deutschsprachigen Raum beschäftigt, zahlreiche Mitglieder gestalteten als Funktionäre im Verband die Rahmenbedingungen, und mit Girulatis und besonders mit Otto Nerz sowie Sepp Herberger konnten wichtige Akteure der 1920 gegründeten Deutschen Hochschule für Leibesübungen ihre akademischen Erkenntnisse bei TeBe in der Praxis erproben. Lange bevor der spätere Reichstrainer Otto Nerz sie offiziell bei der Reichsauswahl einführte, experimentierte er bei den Berliner Veilchen mit Methoden und Taktiken, die er bei zahlreichen Stippvisiten zum englischen Profifußball beobachtet hatte: WM-System, Manndeckung und manches mehr veränderten den Fußball in Deutschland nachhaltiger als die bloße Summe gewonnener und verlorener Spiele der Veilchen es nahelegt.

In den 1950er Jahren erlebt der Fußball bei Tennis Borussia eine neue Blüte. Mit den Berliner Meisterschaften von 1947, 1950, 1951, 1952 und 1958 war es den Veilchen endgültig gelungen, aus dem Schatten der Hertha zu treten. Kurz vor der Einführung der Bundesliga im Jahr 1963 hatte TeBe allerdings eine Schwächephase und musste den Staffelstab Hertha BSC und Tasmania 1900 überlassen. Trotzdem gelang es immer wieder einmal, den Anschluss an den Spitzenfußball zu halten — jedoch nie für längere Zeit.

Seit der Saison 2011/12 spielen die Lila-weißen in der sechstklassigen Berlin-Liga.

Geschichten zu Fußball

Peter Eggert (1943-2018) – das TeBe-Urgestein

Von Jens Schleifenbaum

„… und das dem überragenden Eggert das 2:1 für die Berliner gelang, war besonders erfreulich. Der dienstälteste Borusse machte sich drei Tage vor seinem 31.Geburtstag damit selbst ein vorzeitiges Geschenk.“ So stand es im Tagesspiegel vom 06.06.1974, und so empfanden es 18.000 Zuschauer (andere Quellen sprechen von 16.000 bzw. [...]

„Lila-weiß ist …“

Mottofahrt nach Cottbus am 14. April 2000

Lila-weiß ist… na was? Okay, lila-weiß ist schwul! Das jedenfalls nahmen in den 1990er und 2000er Jahren mit unschöner Regelmäßigkeit gegnerische Fans an. Wo immer im Wirkungsbereich der Regionalliga Nordost Tennis Borussia auftauchte, schallte es den Veilchenfans bereits verächtlich entgegen. [...]

An der Spandauer Brücke 13

Am 9. April 1902 wurde Tennis Borussia gegründet

Mittwoch, 9. April 1902. Reichskanzler von Bülow reist über Venedig nach Wien, um den Dreibund zu erneuern. Auf den Berliner Straßen herrscht die Tollwut, die Behörden diskutieren ein generelles Hundeverbot, und Professor Peter Austen macht sich über die Abfallverwertung Gedanken, „[ü]berhaupt schlummern in den Abfällen der Großstädte Riesenschätze, die nur der Hebung harren.“ [...]

Hollstein, Walter

Trainer 1927/28

Walter Hollstein übernimmt den Trainerposten von Sepp Herberger. Leider sind die Quellen zu seinem Wirken im Verein recht schweigsam.

Das Protokoll der Mitgliederversammlung am 28. Juni 1927 berichtet, dass die Übungsleitung nach der Berufung Otto Nerz‘ als Reichtrainer auf Herberger übergeht. [...]

Mutmaßungen über Tennis

Die VBB-Meisterschaft 1931/32

Aber Tennis ist immer als Zweiter über die Gerade gegangen.

Von 1925 an gelingt den Lila-Weißen drei Jahre lang nur die Vizeabteilungsmeisterschaft, 1925 hinter Alemannia, und 1926 und 1927 hatten die Veilchen das Pech, in der zweigleisigen Berliner Oberliga in einer Abteilung mit Hertha  BSC anzutreten. [...]

Da hast Du wieder Recht!

Die erste Auslandsreise nach dem Krieg führt die Veilchen Weihnachten 1952 nach Spanien, u. a. zu Atlético Madrid am ersten Weihnachtsfeiertag.

Pepe Junik ist tot. Er verstirbt am 1. Dezember 1952 an den Folgen eines Motorradunfalls. Am 13. hätte Pepi seinen 33ten Geburtstag gefeiert, und so wird die Weihnachtsfeier 1952 eine traurige Veranstaltung. [...]

Sehr wild halblinks

Rapid Wien, Ernst Lemmer und TeBe

Wenn die Wiener Schule zum Stelldichein bittet, freuen sich die Gegner auf ein munteres Tänzchen. Doch die führende Wiener Elf machte an diesem Freitag, den 11. April 1952, einmal mehr klar, dass sie die typische Wiener Schule durch einen klugen und gekonnten Zweckmäßigkeitsfußball ersetzt. [...]

Reichlich Pech, aber auch etwas Unvermögen

24. April 1927: TeBe vs. SpVg Fürth

Vivat, crescat, floreat Tennis-Borussiae! Samstag, 9. April 1927, Ort der Handlung ist zum ersten Male die neue Halle des Post-Stadions. Ganz im Geist der Gründerjahre begeht ein kleiner Kreis aus Spielern und Funktionären der ersten Stunde das inoffizielle 25jährige Jubiläum der Lila-Weißen. [...]

Wenn der Himmel nicht mehr weint

Das „Skandalspiel“ TeBe gegen Preußen Münster, 10. Juni 1951.

Halleluja Horst! Irgendwie angelt sich Schmutzler hart an der Mittelfeldlinie einen Querpass von Warstat und startet durch. Vorbei an der verdutzten Hintermannschaft der Preußen aus Münster, vorm Strafraum bedrängt nur durch Rickmann. [...]

Eisern stehen die Veilchen

Wilde, der Spielmacher. Verletzt. Steinbeck, der überragende Goalie. Verletzt. Wer kann, wer wird auflaufen, wenn die Veilchen zum Rückspiel in der Deutschen Meisterschaft 1950/51 auf den HSV treffen? Bange Fragen.

Pech hatten die Veilchen in ihren bisherigen Begegnungen gehabt. Die Gruppe 2, in der die Veilchen auflaufen, ist besonders hochkarätig besetzt: Preußen Münster, Hamburger Sportverein, 1. [...]

Eine treue Seele aus Köpenick

Tennis Borussia erinnert sich an Rudolf Deinert

Beinahe wäre er Weltmeister geworden. Rudolf Deinert steht 1954 auf dem Zettel von Bundestrainer Herberger, und als sich der gesetzte Rechtsverteidiger Retter verletzt, wäre Rulle, wie sie ihn nennen, am Zug. Aber Herberger entscheidet sich gegen ihn und lässt stattdessen einen Linksverteidiger auflaufen. [...]

Elf Freunde!

Der erste Fußball-Trainer Deutschlands, Richard Girulatis, war der erste Trainer der Berliner Veilchen

Von Erik Eggers

Nicht einmal Dänemark, das kleine Dänemark, wollte 1923 noch gegen den deutschen Fußball antreten. Die Engländer, das große Vorbild, schon gar nicht. Das nagte an Richard Girulatis. [...]

Schweren Herzens

Am 11. April 2013 jährt sich der „Austritt“ der jüdischen Mitglieder zum 80ten Mal. Tennis Borussia nimmt dies zum Anlass, allen zu gedenken, die von den Nazis verfolgt, terrorisiert und ermordet wurden.

26. Dezember 1932. An Tennisclub Borussia. Lietzenburgerstr. 36. Sehr geehrter Herr Präsident, beginnt Arnold Schönberg einen Brief, der ihm außerordentlich schwer fällt. [...]

„…wie es seinem Blut und seiner Rasse entspricht“

Der spätere Reichstrainer Otto Nerz gilt als wichtigster Modernisierer des deutschsprachigen Fußball in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Nerz erlernte das Trainerhandwerk bei Tennis Borussia von der Pieke auf, und es waren die Veilchen, bei denen er die wichtigsten Erkenntnisse der jungen Trainingswissenschaften in der Praxis erprobte. [...]

Müdigkeit allenthalben

Der Winter 1927/28 ist einer von diesen feuchten Wintern, die nicht wissen, was sie wollen, und allenthalben macht sich eine gewisse Ermattung breit. Das trifft auch die Erste Herren, die gerade dabei ist, sich einen deutschen Rekord zu erspielen. Am 29. [...]

Das also sind die Veilchen vom Mommsenstadion

Willkommen in den 1950ern! Aus 85.000 Kehlen donnert der alte Schlachtruf, Ra! Ra! Ra! Borussia!, ins Rund des Olympiastadions, wo derweil elf Herren in lila-weißen Trikots einlaufen:

Im Tor

Karl-Heinz Steinbeck, „Bubi“ genannt, 1,85 groß, 32 Jahre alt. … Gelingt ihm die erste Abwehr gut, dann unterläuft ihm im Rest der Spielzeit kaum ein Fehler. [...]

Der Klatsch ist da!

TeBe gegen Hertha BSC am 27.9.1925, 1:6

Eben noch den HSV vernascht und jetzt das. Aber Nerz ist ohnehin andrer Meinung. Ich selbst bin immer skeptisch und zurückhaltend mit Voraussagen, denn es hängt doch zuviel vom Zufall ab. Ein wenig Pech auf der einen Seite und eine gleiche Dosis Glück bei der Gegenpartei und der Klatsch ist da. [...]

Löwen. Eisbären. Raubritter.

Sommer 1929. Ist die Katze nicht im Haus, tanzen die Mäuse auf dem Tisch.

Tennis Borussia ist auf Norddeutschlandreise, und daheim in Berlin stimmt die Presse den Abgesang auf die Veilchen an. Als (potentielle) Königsmörder werden gleich zwei Vereine ausgemacht: Viktoria und Wacker. [...]

Auch eine Tradition

25 Jahre Tennis Borussia

Was machen Fußballfans, wenn es sportlich einmal nicht so gut läuft? Richtig, sie feiern sich selbst:

Wir gehen voran
als euer zwölfter Mann,
bei Hagel und Wind,
bei Regen und Schnee,
Lila-weiße allez.

Im Sommer 1927 klingt das Fußballlied so:

Regen und Schnee und Sturmgebraus
halten niemals uns zu Haus! [...]

„Gesteinigt hätte man Sie…“

Die Spiele gegen den Club Français 1924

Freitagabend, 17. Oktober 1924. Ein kleines Grüppchen aus Spielern der Tennis Borussia, ihren Betreuern und Berliner Schlachtenbummlern besteigt den Nachtzug Richtung Köln, von wo aus es weiter nach Paris geht. Man macht sich auf den Weg zu einem ganz besonderen Spiel: TeBe soll als erste deutsche Mannschaft sechs Jahre nach Kriegsende mit dem Club Français gegen einen französischen Verein antreten. [...]